Geschichte


Beginn der Erschliessung des Gebietes

 

Erste Besiedlung der Göscheneralp

Die erste Besiedlung der 1700 m hoch gelegenen Göscheneralp geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Gemäss Überlieferung wurden 1653 mehrere Wohnhäuser in dem von hohen Bergen umgebenen Talkessel erbaut. Später erfolgte auch der Bau einer Kirche und so entstand das Dörfli, welches während 300 Jahren die höchstgelegene Dauersiedlung des Kantons Uri war. Das Leben in dieser Abgeschiedenheit war vor allem zur Winterszeit nicht einfach. Ausser Mais und Getreide, welche zugeführt wurden, war man vorwiegend auf die Selbstversorgung angewiesen.

1870 lebten 6 Familien, d.h. insgesamt 38 Personen auf der Hinteralp, dem Talgrund des heutigen Göscheneralp-Stausees, und 48 Personen wohnten im Gwüest. Etwas Abwechslung und Zusatzverdienst brachte die im 19. Jahrhundert einsetzende Pionierzeit des Alpinismus. Bekannte Bergsteiger und Wissenschafter fanden den Weg in die Göscheneralp.

Diverse Erstbegehungen und Übergänge wurden in dieser Zeit ausgeführt.

1841 stand der Berner Gottlieb Samuel Studer als Erster mit seinen Führern auf dem Sustenhorn, 1861 erfolgte die Erstbesteigung des Gwächtenhorns und 1864 folgten Dammastock-, Egg- und Rhonestock. Die Besteigungen erfolgten damals vom Trift- und Rhonegletscher aus, da die steilen Abstürze zur Göscheneralp noch jeden abschreckten. Erst in den späteren Jahren wurden die Aufstiege über die Ostwände der Dammakette erschlossen. Als Unterkunft diente in der Regel das Gasthaus Mattli in der Göscheneralp.

1893 erhielt dieses aber Konkurrenz durch das neu eröffnete Hotel Dammagletscher, das bald einmal Treffpunkt für Bergsteiger und Wanderfreudige wurde und so eine bescheidene Art Sommertourismus entwickelte. Da aber die Aufstiege von hier aus lang und zeitraubend waren, erfolgte bald einmal der Ruf nach höher gelegenen Unterkünften. 1891 erbaute die Sektion UTO die erste SAC-Hütte im Gebiet des Göschenertals, die auf 2126 m Höhe gelegene Voralphütte im gleichnamigen Tal.

 

 

Die Chelenalphütte

 

Chelenalphütte - Clubhütte des SAC Sektion Aarau

 

Erstbau Chelenalphütte 1903

Wie bei anderen SAC-Sektionen war auch in der Sektion Aarau das Streben vorhanden, irgendwo in den Bergen eine eigene Clubhütte zu besitzen. Schon in den Versammlungen von 1900 wurde die Clubhüttenfrage besprochen und es kam sogar ein bescheidener Hüttenfonds zustande. Viel zu reden gab die Platzfrage. 1902 entschied man sich für den Standort Chelenalp, nachdem auch das obere Maggiatal ernsthaft im Gespräch war.

Im August wurde 1903 mit dem Bau begonnen, bereits am 6. September fand die Einweihung der Chelenalphütte statt. Die Kosten beliefen sich auf Fr. 6500.-- davon fielen Fr. 2100.-- allein auf Transportausgaben. Die Hütte bot Raum für 25 Personen. Die Pritschen waren mit Bergheu belegt und warme Wolldecken ergänzten die Ausrüstung. Ein grosser Ofen diente zum Heizen und Kochen. Die Besucherzahlen bewegten sich von 318 Personen im ersten Jahr bis zu 600 in den je folgenden Jahren.

 

Neubau Chelenalphütte 1926

Trotz den Wirren des Ersten Weltkriegs entstanden in der Region weitere SAC-Hütten, so 1914 die Sustlihütte, 1916 die Dammahütte und 1918 die Albert-Heim-Hütte. Man rechnete damit, dass nach dem Krieg die Frequenz zunehme. Auch zu einer Erweiterung der Chelenalphütte wurden in dieser Zeit erste Überlegungen angestellt, die 1923 zur Gründung einer Hüttenbaukommission führte. Sie entschied sich für einen völligen Neubau, diesmal einen massiven Steinbau. Vor allem durch Zuwendungen eines holländischen SAC-Mitgliedes, des Industriellen Dr. J. Moll von Charante aus Voorschoten bei Leiden, und weiterer Spenden konnte der Neubau der Chelenalphütte finanziert, im Sommer 1926 durchgeführt und am 3. Oktober 1926 eingeweiht werden. Das Material wurde mit Maultieren von Göschenen ins Chelenalptal transportiert. Für das letzte Steilstück zum Bauplatz musste aber der Mensch selber zupacken und die Lasten auf dem Rücken hinauftragen. Ein grosser Teil der Transporte wurde von der Säumerrekrutenschule in Andermatt unentgeltlich übernommen. Die gesamten Baukosten für die Hütte und den Innenausbau beliefen sich auf Fr. 55'000, davon entfiel fast ein Viertel auf die Transportkosten.

Nach dem Bau der neuen Hütte nahm die Besucherzahl in den folgenden Jahren stark zu. Von 1927 bis 1945 logierten 22'487 Touristen in dem Bergheim, d.h. im Schnitt 1100 bis 1300 pro Jahr, obwohl keine Fahrstrasse zur Göscheneralp existierte und die Marschzeit von Göschenen zur Hütte 5 Stunden betrug. Auch in den Kriegsjahren von 1939 bis 1945 blieb die Frequenz konstant. Für 90% der Besucher war das Sustenhorn das begehrte Tourenziel. Hauptnutzer waren der Turnverband der Kantonsschule und Firmenausflüge. 1936 wurde an der Stützmauer auf dem Hüttenvorplatz eine Bronzetafel angebracht zum Gedenken an Dr. Albert Tschopp, den 1942 verstorbenen Ehrenpräsidenten der Sektion.

Als erste Etappe des Wasserkraftwerkbaus im Göschenertal wurde 1952 mit dem Bau einer 11 Kilometer langen Fahrstrasse von Göschenen bis zur Göscheneralp begonnen. Auf Wunsch der Alpkorporation wurde der Weg 150 m über dem See auf der linken Bergflanke angelegt und nicht am See entlang. Von 1955 bis 1960 wurde der Staudamm errichtet, anschliessend der Göscheneralpsee gestaut. Die Bewohner der Hinteralp wurden ins Gwüest umgesiedelt. Was von der ehemaligen Göscheneralp noch vorhanden war, versank für immer in den Fluten.

1966 und 1967 wurden verschiedene Ausbau- und Renovationsarbeiten vorgenommen. Erstmals wurde das Material mit dem Helikopter zur Hütte geflogen. Die gesamten Kosten für beide Bauetappen beliefen sich auf Fr. 50'000, d. h. annähernd so viel wie 1926 der Neubau gekostet hatte.

1972 erfolgte ein weiterer Ausbau. Ferner wurde von der Hütte westwärts bis zum Chelengletscher ein 800 m langer Weg angelegt, der den Zugang zum Gwächtenhorn-West- und Südgrat wesentlich erleichterte. 1982 begann in der Chelenhütte das elektrische Zeitalter mit dem Einbau einer Solaranlage und einer Funkanlage zur Verbesserung der Bergrettungs-möglichkeiten.

 

Umfassende Sanierung 1990

Im Frühling 1988 beschädigte eine Staublawine die Hütte und bot den Anlass für eine umfassende Sanierung und Erneuerung im Juni 1990. Unter anderem wurden unterirdisch neue Sanitäranlagen, ein Vorratskeller, ein Lager- und Rucksackraum, sowie ein Winterraum mit Kochgelegenheit angelegt, die Schlafräume wurden neu eingeteilt und neu getäfert, eine neue Treppe zum 1. Stock errichtet, die Küche modernisiert und auch eine Telefonstation und eine Abwasserreinigungsanlage kamen dazu.

Als Ergänzung beschloss man später noch den Einbau einer Turbine mit der entsprechenden Wasserfassung. Die gesamten Baukosten beliefen sich auf Fr. 696'000. Ende der 1990er Jahre wurde die Turbinenanlage zur Stromversorgung verstärkt und einige Jahre später die Wasserzuleitung renoviert.